Straubinger Tagblatt, Magazin zum Wochenende, 26. Oktober 2024, Godel Rosenberg
Es gibt Bücher, die Fantasien aus einer unbekannten Welt beschreiben. Dazu gehört Kay Konrads neuester Roman „Das Lastenfahrrad“ ganz sicher nicht. Die Autorin lässt die tragenden Figuren in der aktuellen politisierten Glasglockenwelt der Weltverbesserer Berlins agieren. Die erfahrene Filmemacherin und Produzentin kennt sich dort aus. Spielerisch verändert sie ein paar Buchstaben bekannter Begriffe und Namen. Damit nimmt sie den Leser mit auf eine Reise zu ganz und gar nicht unbekannten Gefilden.
Es sind die „Hünen und Flinken“, die es ihr auf die ein oder andere Art angetan haben. Die streng Ideologiegläubigen verwandeln einen Parkplatz in ein Ökodorf mit freilaufenden Hühnern und bauen Brokkoli dort an, wo Sonne und Wasser Mangelware sind. Oder sie glauben ganz fest daran, die Taliban-Kultur Afghanistans in die Sonnenallee Neuköllns, einstmals Zentrum des preußischen Bürgertums, einpflanzen zu können.
So oder so ähnlich hat es das alles schon einmal gegeben: nämlich in der Märchenwelt von Jonathan Swifts „Gulliver’s Travel“ (dt. „Gullivers Reisen“) vor 300 Jahren. Wer erinnert sich daran?