Was heute für jeden wichtigen Politiker die Presseleute sind, das waren in früheren Jahrhunderten die Hofnarren: Einerseits Vertraute und die wichtigsten Gehilfen, andererseits die gefährlichsten Mitwisser und Kritiker. Das ergab Freundschaften der besonderen Art. Dieses so innige wie schwierige Verhältnis illustriert der Autor hier mit einem authentischen Paar an der Staatsspitze, nämlich dem Pfalzgrafen Carl Philipp und seinem Hofnarren Perkeo. In den Jahren 1717 bis 1720 in der nur
provisorisch bewohnbar gemachten Ruine des Heidelberger Schlosses.
Man residiert in Heidelberg in einer Ruine und sitzt beinahe täglich beim Wein zusammen, leert eine Bouteille nach der anderen und duelliert sich in scharfzüngigen Dialogen. Der Landesvater macht seinen Lustigen Rat Perkeo erst zu seinem Goldesel, dann auch noch zum Kriminalisten. Gegen seinen Willen. Es geht immer darum herauszufinden, wie man aus dem Schlamassel kommt. Zuerst ist es das Geld, das fehlt. Immerhin lernt der Landesvater schnell, wie man seine Landeskinder schröpft. Dann sind es zwei Morde. Aber eigentlich ist es der religiöse Fanatismus, der stört. Wie soll man ein Volk regieren, das aus fanatisch überzeugten Katholiken und Protestanten, Jesuitenzöglingen und Calvinisten besteht, die sich in offener Feindschaft gegenüberstehen? Jeder gegen jeden. Da bleibt dem Landesherrn schließlich nur, sich woanders eine neue Hauptstadt zu bauen. So entsteht das barocke Mannheim.
Walter Laufenberg führt mit diesem Doppelporträt historischer Persönlichkeiten in seiner bekannt ironisch saloppen Art den
Beginn des Wandels vor, den das aufgeklärte 18. Jahrhundert brachte. Als die seit jeher herrschenden Kirchenleute plötzlich zum Lachen waren und die uralte Tradition des Spaßmachers verschwand.
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